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Bekenntnis zum reformierten über. Hierdurch wurden mancherlei Streitigkeiten unter den Protestanten veranlaßt.
Alle deutschen Reichsstände ohne Unterschied der Religion waren daraus bedacht, die Macht und das Ansehen des Kaisers zu vermindern und die unbeschränkte Landeshoheit in ihren Gebieten zu erlangen.
Das gegenseitige Mißtrauen bewirkte, daß die Protestanten (1608) und die Katholiken (1609) bewaffnete Bündnisse zu Schutz und Trutz schlossen. Der protestantische Bund wurde die Union genannt; Haupt der Union war der Kurfürst von der Pfalz. Art der Spitze des katholischen Bundes, der die Liga hieß, stand der Herzog Maximilian von Bayern.
Anlaß. Der böhmische Krieg 1618—1620. Den Anlaß zum Ausbruche des unheilvollen Krieges gab die Empörung der böhmischen Adeligen gegen den Kaiser Ferdinand ü.
Kaiser Rudolf 11. hatte (1609) durch den sogenannten Majestätsb ries den protestantischen Ständen, d. h. Adeligen des Königreiches Böhmen, freie Religionsübung zugesichert. Als 1618 Untertanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes von Braunau protestantische Kirchen bauen wollten, wurden sie von dem Erzbischof und dem Abte baran gehinbert. Die protestantischen Stände erklärten, dies sei eine Verletzung des Majestätsbriefes und erhoben Beschwerde beim Kaiser Matthias. Diese Beschwerde fand bei den kaiserlichen Räten nicht die gewünschte Aufnahme; bah er gingen Graf Matthias von Thurn und anbere protestantische Herren vom Abel in das Schloß zu Prag und stürzten die kaiserlichen Räte Martiniz und Slawata nebst ihrem Schreiber aus dem Fenster. Dem Kaiser würde der Gehorsam aufgekündigt; die rebellischen Abeligen setzten eine neue Regierung ein. Kaiser Matthias starb 1619. Sein rechtmäßiger Nachfolger in Böhmen war Kaiser Ferbinnnb 11. Allein die Adelsregierung erklärte ihn für abgesetzt und wählte den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König. Er nahm, wie man sagt, aus Zureben seiner stolzen Gemahlin, einer englischen Königstochter, den unsicheren Thron an und wurde (1620) zu Prag gekrönt. Er rechnete auf eine wirksame Unterstützung durch die Union. Kaiser Ferbinanb hatte kein Heer, kein Gelb, und der österreichische Abel war im Ausstaube gegen ihn. Daher mußte er unter sehr harten Bedingungen einen Hilfsvertrag mit seinem Vetter, beut Herzog Maximilian von Bayern, und der Liga schließen. Wenige kaiserliche Truppen rückten in Verbinbung mit einem starken, wohlgerüsteten Heere der Liga in Böhmen ein und besiegten das Heer Friedrichs V. vollständig in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620). Der Kurfürst Friedrich V. entfloh und würde vom Kaiser geächtet.
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Im Jahre 1682 gelangte Peter, der Sohn des Zaren Alexei Romanow, auf den Thron. Da er erst zehn Jahre alt war, regierte an seiner Statt seine herrschsüchtige Schwester Sophie, die damit umging, ihren Bruder vom Thron zu stoßen. Peter nahm im Jahre 1689 die Regierung selbst in die Hand und sperrte die Schwester in ein Kloster.
Er hatte seine Jugendbildung durch deu gelehrten Genser Lesort erhalten und war von ihm über die Zustände der europäischen Reiche unterrichtet worden. Zur Regierung gelangt, begann er nach Lesorts Ratschlägen die Einrichtungen seines Reiches zu verändern, um es allmählich den europäischen Staaten gleich zu machen. Um das russische Heer nach europäischer Art einzurichten, ließ Peter Offiziere und Exerziermeister, Stückgießer und Kanoniere aus Deutschland kommen; er selbst diente in seinem Heere als gemeiner Soldat, als Trommelschläger, Unteroffizier, um deu Dienst in allen seinen Teilen kennen zu lernen. Ebenso erlernte er den Flottendienst. Um sich die Kenntnisse zu erwerben, die ihm zur Neugestaltung seines Reiches unentbehrlich waren, reiste er unter einem angenommenen Namen durch Deutschland, Holland, nach England. Überall warb er unter Zusicherung großer Vorteile Handwerker aller Art an und schickte sie nach Rußland, um dort einen tüchtigen Gewerbestand Zu begründen. In dem holländischen Dorfe Zaandam arbeitete er selbst unter dem Namen Peter Michailoff eine Zeitlang als Zimmergeselle, um sich genau über den Schiffbau zu unterrichten.
Die vornehmen Russen waren mit Peters Bestrebungen nicht zufrieden; darum bewogen sie die Strelitzen, ein altrussisches Schützenkorps, zu einem Ausstande. Der Zar unterdrückte den Ausstand mit blutiger Strenge; das Strelitzenkorps wurde ausgehoben, eine große Zahl der Mannschaften geköpft, gehängt, erschossen und der Rest unter die Regimenter des Heeres gesteckt.
^ Peter der Große fcth ein, daß der Handel Rußlands keinen Aufschwung nehmen könne, solange er keine Seehäsen besaß; darum bekriegte er die Türken und zwang sie, ihm die Stadt Asow abzutreten und den russischen Schiffen freie Fahrt ans dem Schwarzen Meere zu gewähren. Aus demselben Grunde verband er sich mit dem Könige von Dänemark und dem Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, gegen den König Karl Xii. von Schweden, der allgemein für einen Jüngling von geringer Begabung gehalten wurde, über den man leicht siegen könne.
Allein in dem im Jahre 1700 ausbrechenden nordischen Kriege zeigte Karl Xii. Heldenmut, Tatkraft und Feldherru-geschick in solchem Maße, daß er im ersten Kriegsjahre den Dänenkönig zwang, von dem Bunde zurückzutreten und mit seinem
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holland England Zaandam Sachsen Polen Schweden
89
Schlesien.
Abb. 4, § 59. Ein Baudendorf (St. Peter bei Spindelmühle).
Abb. §60. Hörnerschlittenfahrt im Riesengebirge.
Born die vereiste Prinz Heinrich-Baude, hinten die Schneekoppe. Die reiche Schneebedeckung
des Riesengebirges und die gleichmäßigen Gehänge gaben früh Veranlassung zum Schlittensport.
Bergauf muß mau deu Schlitten auf dem Rücken hinauftragen; die größeren „Hörnerschlitten"
(die Kufen sind vorn hörnerartig aufgebogen) werden von Pferden nach oben gebracht.
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326
60. Herzogin Maria Anna von Bayern.
zuschreiben, die uns zu schützen geruht." „Retten Sie ein unterdrücktes Land," lautet die Antwort, „dieser Ruhm ziemt Ihnen, er ist würdig des großen Friedrich; dann wird die heilige Clementine das Wunder vollbringen alle Bayern um Ihre Fahnen zu scharen und mein Nesse wird als der erste meinen Eifer unterstützen mit den Waffen in der Hand." Nie wird sie müde den Beschützer Bayerns, den Freund Karls Vii. und seines Sohnes, zu beschwören ihm alle tapferen Bayern zur Verfügung zu stellen. „Der König hat selbst sein teures Leben für Bayern in die Schanze geschlagen; aber die geringste Zerstückelung unseres Kurstaates muß eines Tages den Umsturz des Reiches nach sich ziehen." Friedrich antwortet auf alle diese warmherzigen Ergüsse immer höflich, aber mit der Kälte des Realpolitikers: „Wenn alle
Vereinbarungen durchaus nur von meinem Willen abhingen! . . . Wenn wir,
ich und meine Bundesgenossen, uns die Feindschaft Rußlands und Frankreichs zuziehen wollten, so wäre das nur ein Gewinn für die Sache Österreichs." Der Friede von Tefchen, der von Bayern das Jnnviertel abtrennte, wurde denn auch von den Patrioten mit geteilten Gefühlen aufgenommen; aber was wäre ohne die patriotische Herzogin, ohne die Unterstützung Preußens aus dem Lande geworden?
Es war Maria Anna nicht mehr vergönnt „den erstaunlichsten aller
Menschen" von Angesicht zu Angesicht zu sehen, wie sie mehrfach gewünscht hatte. Auch die Briese zwischen beiden werden immer seltener. Einmal kondoliert sie ihm noch zum Tode seiner Schwester und dann, als neue Tauschpläne Karl Theodors durch die Gründung des Fürstenbundes vereitelt waren, gesteht sie, ihr Eifer feine Befehle zu erfüllen werde das Verdienst vertreten bei ihr. „Meine ganze Nation denkt ebenso und bewundert und
schätzt Sie, glücklich über den Schutz E. M., die zweimal Bayern gerettet hat; erfüllt von Dankgefühl für eine so große Wohltat wird sie nie aufhören für die Erhaltung ihres großen Beschützers zu beten."
Daneben war die edle Frau eifrig bemüht den Kurfürsten mit dem
Herzog von Zweibrücken zu versöhnen. Sie demütigte sich vor dem Fürsten von Bretzenheim und war bereit, wenn sie bei Hose erschien, sich manche
Kränkung gefallen zu lassen. Besonders schmerzlich mußte sie es empfinden, daß der Kurfürst ihre Getreuen auf das härteste verfolgte. Ihr Hansgeiftlicher Kirchmair entzog sich nur durch die Flucht der Verhaftung. Lori starb in der Verbannung mit dem Trost eines guten Gewissens: „Ist halt doch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." Der Geheimrat Obermayr, der das gleiche Schicksal hatte, bekannte, wenn auch sein Haupt unter dem Beil des Henkers fallen sollte, werde er sich dem ans Vaterlandsliebe unterwerfen; aber seine Grundsätze verleugnen werde er nicht. Wie warm sich die energische Frau ihrer Getreuen annahm, beweist die Weigerung Kreittmayrs sich der Papiere ihres Privatsekretärs Andre zu bemächtigen, da er bei der bekannten Heftigkeit
der Herzogin nicht wisse, ob er wieder lebend aus der Herzog Maxburg
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Karls Frankreichs Bretzenheim
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42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I.
paterna wurden zuerst von Maximilians Beichtvater, P. Vervanx, veröffentlicht und dieser Jesuit, nicht der Kurfürst, wird als ihr Verfasser zu betrachten sein. Wie sie aber in Maximilians Auftrag entstanden, entsprechen sie auch vollständig seinen eigenen Anschauungen — ohne dies hätte er sich nicht gefallen lassen, daß sie ihm in den Mund gelegt wurden.
Maximilians eigenes Werk sind dagegen zweifellos die 1650 für den Kurprinzen aufgezeichneten „Treuherzigen väterlichen Lehrstücke, Erinnerungen und Ermahnungen", neben dem theoretischen System der Monita paterna mehr Anweisungen zu praktischer Politik. Die Höhe, Verantwortlichkeit. Pflichtenfülle des Fürstenbernfes wird in beiden Aufzeichnungen auf das Stärkste betont. Lange vor Friedrich dem Großen, der den Fürsten als ersten Diener des Staates bezeichnet, schrieb Maximilian: „Eifrige, arbeitsame Potentaten und Fürsten sind den brennenden Kerzen zu vergleichen, welche sagen könnten: „Aliis lucendo consumor!“ Für Maximilians Charakterbild sind alle hier erteilten Lehren überaus wichtig, weil sie genau dem entsprechen, was er täglich und stündlich ausübte. Dies gilt von den Mahnungen zu eingezogener Ökonomie und Mäßigkeit wie von jenen zu fleißigem Nachfragen über die Haltung der Gebote und Verordnungen, gilt von der Weisung die Landschaft streng in ihren Schranken zu halten wie von jener auf sorgsame Erhaltung der Autorität, aber deren richtige Temperierung durch Freundlichkeit, Sanftmut und Demut. Die sorgfältige Auswahl und Überwachung der Beamten, die Scheu vor Günstlingen und Schmeichlern, die Warnung vor neuer, ungewohnter, „alamodischer" Kleidung, die Geheimhaltung der Geschäfte, die Vermeidung unnützer Worte, die Regel nur langsam, verständig und mit gutem Bedacht zu reden, die Weisung, daß der Fürst zwar jedermann Gehör schenken, aber sich nicht gleich ex tempore, ohne vorhergehende Information, Rat und Berichtseinholung entschließen, etwas abschlagen oder versprechen soll — alles dies sind Grundsätze, die in Maximilians Tätigkeit fort und fort verwirklicht wurden. Nur die Mahnung sich möglichst der fremden, ausländischen, besonders welschen (italienischen) Offiziere und Diener zu enthalten, welche meistens nur Dienste suchen um sich zu bereichern, scheint erst ans üblen Erfahrungen während der eigenen Regierung entsprungen zu sein. Von Annahme hoher Orden (besonders des goldenen Vließes) rät Maximilian ab, da dieselben nach und nach zu gemein gemacht worden seien. Die äußere Politik berührt er nur in einem Satze: wo er in seinen Ermahnungen Anlaß hatte gegen das Haus Österreich Warnung und Erinnerung zu tun, seien nicht die Herren selbst als ihres Hauses nächste Blutsverwandte, sondern die widrigen, passionierten und übel auktionierten Minister und Räte gemeint.
In der inneren Regierung war Maximilian ausgesprochener Autokrat, der sich leichten Herzens über die verbrieften Rechte der Landschaft hinwegsetzte. Ist auch unter Maximilians Nachfolger noch einmal ein Landtag zusammengetreten, so muß doch er als der Fürst bezeichnet werden, der dem
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49. Elisabeth Charlotte.
ganze Ding, dessen junges Herz man lachen und jauchzen hört unter dem wogenden Mieder, nicht mehr gehörig zu unseren Tagen und der äußeren Erscheinung unserer Welt und doch so zugehörig zu unserem Sein und Wesen, zu unseres Wesens innerstem Teil, daß wir es in die Arme fassen, an uns drücken und sagen möchten: „Du bist unser, du bist unser." Und jetzt, aus den Büschen, durch die es herabgebrochen ist, das wilde Ding, kommt ein
klagendes, schier verzweifeltes Rufen: „Liselotte, wo seid Ihr? Liselotte, wo steckt Ihr9" Und da öffnet sich in dem lachenden Gesicht der Mund, was man so Mund nennt, obschon es eigentlich zwei anfeinander gepreßte, süßrote Kirschen sind, und „hier ist die Liselotte" ruft es in die Gesträuche hinauf, „komme sie nur, Jungfer Kolb, der Weg zu mir daher ist gar annehmlich und bequem
Jappeud und schnappend nach Luft, die Kleider sehr »en desordre«
von Sträuchern und Dornen, kommt sie denn nun des Wegs daher, die arme Jungfer Kolb, der die Aufsicht anvertraut ist über die durchgängerische Liselotte und: „Ach, was Ihr einen ranschenbenttelichen Kopf habt, Liselotte", fängt sie vorwurfsvoll au, „wahrlich, wahrlich, Jhro Gnaden, der Kurfürst, Euer Herr Vater, weitn er Euch Rauschenblattenknechtlein genannt, er hat Recht". Weiter aber kommt Jungfer Kolb mit ihrem Straffermone nicht, denn fchon wie ein Bienchen, das sich auf eine Blume stürzt, hat sich die Liselotte an sie gehängt, beide Arme um ihren Hals und „filze Sie mich nicht, Jungfer Kolb," ruft sie, „ich gebe Ihr auch Kirschen zu essen, so viel als Sie haben will." Und damit sitzen sie schon beide nebeneinander auf einem und demselben Wurzel-knorren und tu die Tasche greift die Liselotte und holt Kirschen daraus hervor und aus der anderen Tasche einen Knust schwarzen Brots, da beißt sie hinein mit Zähnen, weiß wie Milch, wie Marmor stark und: „Sieht sie,
Jungfer Kolb", sagt sie, „wie ich für sie sorge? Frühmorgens heute um fünf
bin ich ins Kirschenstück gegangen am Burgwall, habe mir die Taschen brav vollgestopft, daß ich zu essen hätte nachher und die Jungfer Kolb mit mir". Aber die Jungfer Kolb, die sagt schon kein Wort mehr, keinen Tadel, keinen Borwurf; schweigend ißt sie die Kirschen, die Liselottes kleine Hand ihr in den Mund stopft, lautlos blickt sie es an, das holde, holdselige, liebenswürdige Geschöpf an ihrer Seite, blickt es mit Augen an, die in Liebe schwimmen, wie die Augen aller, die auf der Liselotte ruhen. Und um sie her die Bäume, die heute so alt sind, damals aber noch jung waren, stecken die Köpfe zusammen, rücken dichter aneinander, als wollten sie einen Wall um sie bauen, damit er nicht fort von ihnen könne, ihr Liebling, ihr „Rauschenblattenknechtlein". Denn die Bäume sind klug, klüger als Menschen, darum ahnt ihnen, daß das heut so glückliche deutsche Kind einstmals eine Frau sein wird, eine unglückliche Frau im fremden Land, daß es sich heimsehnen wird nach der Heimat am Neckar, nach dem rotbraun getürmten Schloß, und daß es die Heimat nie wieder sehen wird, trotz Sehnen und Tränen nie wieder, nie mehr.
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141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit.
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mir auf diese Weise schon manche trübe Stunde bereitet. Warum mir nur die Menschen meine Neigungen mißgönnen, durch die ich doch niemand beeinträchtigen werde."
Schott in seiner Jugend war er viel isoliert gehalten worden; seiner Erziehung fehlte der Ansporn, der durch die Konkurrenz mit anderen Knaben erwächst. Wenn er auch nie gern Audienzen erteilte, so bezwang Lndwig sich doch im Anfang seiner Regierung. Wie bezaubernd wirkte das Auftreten des jugendlichen Monarchen gelegentlich seiner Reise in die fränkischen Provinzen 1866, besonders bei jenem Ball in Nürnberg ! Schon 1871 war Lndwig jedoch solcher Aufopferung nicht mehr fähig und immer häufiger wurden seine Absagen bei offiziellen Gelegenheiten. Sein Bedürfnis nach Santmluug ist gewiß anzuerkennen, wenn er fragt: „Ziemt es dem Fürsten denn nicht, über die Pflichten feines Berufes nachzudenken, was doch besser mit Gott und der Natnr als im Geräusch des Hoflebens geschehen kann?" Auch sein Wort an Wagner klingt noch verständlich: „Trotzen wir den Launen des tückischen Tages dadurch, daß wir uns nicht beirren lassen, ziehen wir uns zurück von der Außenwelt, sie versteht uns nicht!"
Der Adler fliegt allein,
Der Rabe scharenweise;
Gesellschaft braucht der Tor Und Einsamkeit der Weise.
Aber die Menschenscheu mußte auch wieder ihre Rückwirkung üben auf das der Außenwelt immer fremder werdende Gemüt des Königs. „Er ist leider so schön und geistvoll", meinte R. Wagner schon 1864, „so seelenvoll und herrlich, daß ich fürchte, fein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen . . . Von dem Zauber seines Auges können Sie sich keinen Begriff machen. Wenn er nur leben bleibt. Es ist ein unerhörtes Wunder." Die Welt mit ihrer Gemeinheit, die Menschen mit ihrem Egoismus mußten auf eine solche Seele eine abschreckende Wirkung ausüben. Enttäuschungen und Kränkungen aller Art kamen hinzu. Überall wurdett seine idealen Ziele mißverstanden; die politischen Parteien traten in Gegensatz zu den Ministern. In der jüngsten Tochter des Herzogs Maximilian von Bayern, Sophie, glaubte er den Engel gefunden zu haben, der ihn durchs Leben geleite; wieder eine schmerzliche Erfahrung, welche die Auflösung der Verlobung herbei-führte. Aber rein und feilsch blieb sein Empfinden den Frauen gegenüber, wenn er auch außer Prinzessin Gisela und seiner Mutter niemand mehr näher trat. In zartem Gefühl hatte er der letzteren nach der Thronbesteigung statt des sonst üblichen Titels „Königinwitwe" die Bezeichnung „Königinmutter" verliehen. Als sie einmal einen Tannenbaum von ihrem Fenster in Hohenschwangau aus bewunderte, ließ er denselben an Weihnachten mit Lichtern schmücken zur Überraschung für die Königin. Erst später wurde anch dieses zarte Verhältnis durch die immer weiterschreitende Krankheit des Sohnes gestört.
41*
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50. Träume sind Schäume.
Antonia, des Erbprinzen Mutter, lag in ihrer Väter Gruft zu Wien begraben, in München war der künftige König Spaniens zumeist von fremden Menschen umgeben, besser also, wenn er vor der Abreise in sein Königreich noch an der Seite des Vaters in Brüssel lebte.
Das Ballfest im Palaste des Statthalters der Niederlande versprach einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte sowie die Aristokratie der Hauptstadt hatten sich. strahlend von Gold und edlem Gesteine, in den Prachtsälen des hohen Gastgebers eingefunden um sich wieder einmal dem ganzen Zauber des Prunkes und Glanzes hinzugeben, wie er am Hofe des glücklichen Bayernherrschers in fast unerschöpflicher Fülle geboten wurde.
Und glücklich war ja Max Emannel, glücklich, wie nur ein Sterblicher sein konnte. Herrscher über ein Volk, auf dessen Liebe und Treue er bauen konnte, Statthalter in einem Land, dessen Reichtum groß und desseu Handel und Gewerbe blühend war, und Vater eines Sohnes, der zum Erben eines Weltreiches bestimmt wurde, in der Tat, die Götter, hätten sie noch wie ehedem die Welt regiert, mußten auf das Glück dieses Mannes neiderfüllte Blicke werfen!
Jetzt ließen sich in dem von vielen hundert Wachskerzen taghell erleuchteten Festsaal schmetternde Fanfaren vernehmen; sie verkündeten das Erscheinen des königlichen Statthalters und mit ihm den Beginn der Festlichkeiten.
Die Brust von blitzenden Ordenssternen bedeckt und am rotseidenen Bande das goldene Vließ, so zeigte sich die hohe und schlanke Gestalt des bayerischen Kurfürsten am Eingänge des Saales. Eine Reihe prächtig gekleideter Edelknaben, in der Rechten eine brennende Wachsfackel, schritt dem Statthalter mit seinem Gefolge voraus, eiue andere schloß den glanzvollen Zug.
Neuerdings ertönten die rauschenden Klänge der Festmusik. An die effektvolle Polonaise, bei der die Paare langsamen Schrittes den Saal durchmaßen, reihte sich erst eine gravitätische Sarabande, dann eine bewegte, heitere Gigue, ein zierliches Menuett. Zuletzt erklangen die gemessenen Töne einer Marche und der Oberstzeremonienmeister bat den Statthalter unter tiefer Verbeugung um die Erlaubnis das Zeichen zum Beginne eines „Festspieles" geben zu dürfen.
„Was für Überraschungen!" rief Max Emannel heiter lächelnd, indem er mit leichtem Kopfnicken die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Kaum hatte er den ihm bestimmten Ehrenplatz eingenommen, da teilte sich im Hintergründe des großen Saales ein Vorhang und die einzelnen Gruppen des Festzuges begannen sich unter den Klängen eines Kriegsmarsches zu entwickeln und langsamen Schrittes vor den Augen des Gefeierten und der Gäste desselben vorüberzuwandeln.
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Extrahierte Personennamen: Antonia Max_Emannel Max Max_Emannel Max
Extrahierte Ortsnamen: Wien München Spaniens Brüssel Niederlande
356 67. Johann Konrad Grübel als Chronist des Lüneviller Friedens.
Schnürchen." Der Herzog von Birkenfeld ließ unverzüglich alle Hofbeamten, Minister und Generale dem rechtmäßigen Nachfolger Treue schwören, die Garnison stellte sich aus den Plätzen der Stadt in Reih und Glied und wurde vereidigt. Ein Hofbeamter von einer Reitertruppe begleitet fuhr dem neuen Landesherrn mit der amtlichen Nachricht vom Ableben des Oheims entgegen. Die Papiere des Grafen Zeschwitz und des Kabinettssekretärs von Lippert, den Westenrieder in seinem Tagebuch mit wunderlicher Übertreibung den „bayerischen Robespierre" nennt, wurden versiegelt, dem Fürsten von Bretzenheim, Karl Theodors natürlichem Sohn, die Auslösung der bayerischen Ritterloge vom Malteserorden angezeigt.
Die Bevölkerung machte Feiertag. Trotz der Februarkälte und dem Schnee auf den Straßen war es allenthalben lebendig. Zahlreiche Flugblätter erschienen, gedruckt und geschrieben, alle siegesfrohen, aber nicht alle reinlichen Inhalts. Geschmacklose Gesellen begeiferten mit Hohn und Spott den Mann, der doch für immer die Waffen gestreckt, der München den Englischen Garten geschenkt hatte.
Am 20. Februar traf Max Joseph in München ein, vom Herzog von Birkenseld und von den städtischen und ständischen Würdenträgern empfangen, mit frohem Zuruf von den dichtgedrängten Massen auf Straßen und Plätzen und aus den Fenstern der geschmückten Häuser begrüßt.
Der Jubel des Volkes war der Ausdruck seiner zuversichtlichen Erwartung: „es wird jetzt besser werden im Bayernland!"-----------------
Dankbar bestätigt nach hundert Jahren die Geschichte, daß dieser Hoff-mmg eine glückliche Erfüllung beschießen war.
67. Johann Konrad (Brübel als Chronist des Lüneviller
Friedens.
Don Hans Probst.*
Der ersten Gedichtsammlung, die Johann Konrad Grübel als angehender Sechziger im Jahre 1798 herausgab, spendete namentlich Goethe freundlichen Beifall; er hob hervor, es zeige sich darin „ein Mann von fröhlichem Gemüt und heiterer Laune, der die Welt mit einem glücklichen, gefunden Auge sieht." Als nach einigen Jahren neuerdings Wetschen des Stadtfläschners erschienen, fand Goethe es besonders merkwürdig, „wie er in schlimmen Tagen Vch in gleichem Humor erhielt." - In der Tat war es in den schlimmen Tagen, die es um die Wende des Jahrhunderts wie überall so auch in Nürnberg gab, für den alternden Volksdichter ein Kunststück die gute Laune nicht völlig zu verlieren. Die Drangsale, die seine Vaterstadt vom Dezember 1800 an auszustehen hatte, schildert er frisch und anschaulich in einer kleinen Reimchronik.
Wöi Mancher haut's niht überlebt!
Ich bin, Gott Lob! noh dau.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Konrad_Grübel Johann Konrad Birkenfeld Lippert Karl_Theodors Karl Max_Joseph Max Birkenseld Johann_Konrad_(Brübel Johann Konrad Hans_Probst Johann_Konrad_Grübel Johann Konrad Goethe Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Reih Bretzenheim München Bayernland Nürnberg
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Bewahre uns D Freund der Seelen „durch Deine Macht zur Selig-
keit" Damit wir Nicht Deines Weges Fehlen" und Kommen zu der Himmels
Freude.
Petter Heinrich " Ostermann g. n. " Fissen Ewert.
Anna Foltman
Anno Vv P P B
Katharina g. " n. " Fissen Ewert
1810.
25 - n H (Wests. 20.)
Vor dem Haus e.
Das borge Haus am Christi Aufsarths Tag;
durch Feuers Glut schnell in der Asche lag
doch Gott durch dich und durch des Meisters Kunst;
Und durch so vieler Freunde Guust,
Steht dieses Haus hier wieder neu.
Dank sei dir, hilf durch deine Treu,
An deinen Ernst und Liebe stets zu denken,
Und unser Herz nur dahin stets zu lenken
Wo du die Wohnung uns wirst selber zu bereiten,
Sey unser Bonner Lohn in Zeit und Ewigkeiten.
Bernhard Heinrich Elsman genandt Ostermann.
Frau Anna Katharina Ostermanns.
Den 17 ten August Anno 1814 No. 6.
An der linken Seite.
Das war ein tranrger Anssarths Tag,
da alles in der Asche lag
Gott half, ein neus Haus steht hier:
Gott und den Freunden danken wir.
Ach wohnte dann nun neuer Sinn
und neuer Segen auch darin.
An der rechten Seite.
Zum Himmel giebts nicht Seiten Tür
die enge Pforte rath ich dir,
da geht kein Unrecht mit hinein,
es müssen reine Bürger seyn.
Im Hause.
Laß mich bey Zeit mein Haus bestellen,
daß ich bereit sei für und für,
Und sage stets in allen Fällen:
Herr, wie du wilt so schicks mit mir.
Mein Gott ich bitt' durch Christi Blut,
Machs doch mit meinem Ende gut.
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Extrahierte Personennamen: Petter_Heinrich_"_Ostermann Heinrich Ewert Anna_Foltman Katharina_g Ewert Ernst Bernhard_Heinrich_Elsman Heinrich Ostermann Anna_Katharina_Ostermanns August